Vorteile multimodaler Bildgebung in der Diagnostik von AMD und geografischer Atrophie

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat erstmalig ein Medikament zur Behandlung der geografischen Atrophie (GA), der fortgeschrittenen Form der altersbedingten Makuladegeneration (AMD), zugelassen. Diese Zulassung gilt als Durchbruch der Forschung und gibt Betroffenen endlich Hoffnung, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.

Mit der Ankündigung neuer Behandlungsmethoden der trockenen AMD, rückt die Bedeutung multimodaler Bildgebung einmal mehr in den Vordergrund, um ein umfassendes Bild bei der Beurteilung der Erkrankung zu erhalten. SPECTRALIS® von Heidelberg Engineering verbindet hochaufgelöste OCT-Bilder mit verschiedenen detailgetreuen Fundusbildgebungsmodalitäten wie Blaue Autofluoreszenz, Infrarot oder MultiColor in einem Gerät.

BluePeak-Modul – Blaue Autofluoresenz für besseren Kontrast

Die BluePeak-Aufnahmen können als Surrogatmarker für krankhafte Veränderungen des retinalen Pigmentepithels (RPE) und der Photorezeptoren dienen und unterstützen so die Beurteilung verschiedener Netzhauterkrankungen wie AMD oder genetisch bedingte Erkrankungen. Die nicht-invasive blaue Autofluoreszenz kann im Vergleich zu Fundusfotografie bei geografischer Athrophie einen stärkeren Kontrast zwischen atrophischer und gesunder Netzhaut zeigen. Mittels der RegionFinder-Software können die in der BluePeak-Aufnahme sichtbaren Areale mit reduzierter Autofluoreszenz semiautomatisch quantifiziert und im Verlauf dokumentiert werden. BluePeak mit RegionFinder ermöglicht quantitative RPE-Checks für eine zuverlässige Unterstützung im Monitoring der Erkrankung. In einer Vergleichsstudie schnitten die Fundusautofluoreszenz-Aufnahmen, die mit SPECTRALIS konfokaler Scanning-Laser-Ophthalmoskopie (cSLO) gewonnen wurden, im Vergleich zu anderen cSLO-Systemen sehr gut ab. Vor allem die Bildhelligkeit und das geringe Hintergrundrauschen ermöglichten mehr Kontrast und eine bessere Grauabstufung. [1]

Monitoring of GA using BluePeak in combination with RegionFinder software

Abbildung 1: Monitoring von GA durch BluePeak in Kombination mit der RegionFinder-Software


Hochaufgelöste OCT-Bildgebung – Detaillierte Analyse feiner Strukturen 

Die Vitalität des RPE ist nicht der einzige Faktor, der bei GA von Bedeutung ist. Einer der Vorteile von OCT-Bildgebung ist die dreidimensionale Querschnittsdarstellung, welche eine detaillierte Betrachtung von feinen Strukturen ermöglicht. Individuelle Netzhautschichten können visualisiert werden, um das RPE und die Photorezeptoren zu beurteilen. OCT ist auch eine nützliche Methode, um die Bereiche um die Atrophie herum zu untersuchen, wie z. B. diskontinuierliche äußere Banden (externe Grenzmembran, ellipsoide Zone und RPE, sowie „outer retinal tubulations“ (ORT)). Neben Funduskopie und der Fluoreszeinangiografie sollte laut Berufsverbänden primär die hochauflösende SD-OCT zur Diagnostik und Verlaufskontrolle einer aktiven choroidalen Neovaskularisation (CNV) verwendet werden.

SPECTRALIS high-resolution OCT

Abbildung 2: Hochaufgelöste OCT-Aufnahme von Dr. Rosa Dolz-Marco, Valencia, Spanien

Der transversale Schnitt oder die en-face OCT-Bildoption bietet eine einzigartige Visualisierung der RPE- und Photorezeptorstruktur und liefert zusätzliche Informationen über die Verteilung pathologischer Veränderungen im hinteren Augenabschnitt. Ein Merkmal der GA sind „choroidal hypertransmission defect“, ein "Fenster"-Defekt durch das RPE, der mit naszierenden GA (nGA) und cRORA assoziiert ist und eine ergänzende Alternative zu Autofluoreszenzbildern darstellt.

Transverse section OCT – choroidal hypertransmission defect recorded with SPECTRALIS
Abbildung 3: Querschnitt-OCT: “choroidal hypertransmission defect” aufgenommen mit einem SPECTRALIS


TruTrack Active Eye Tracking-Technologie – Mehr Genauigkeit und Reproduzierbarkeit

Die patentierte TruTrack Active Eye Tracking-Technologie für das SPECTRALIS von Heidelberg Engineering ermöglicht eine hohe Bildauflösung und Reproduzierbarkeit, welche der Schlüssel zu einer genaueren Diagnose und der zuverlässigen Beobachtung der Progression von Netzhauterkrankungen wie AMD sind. Während der gesamten Bilderfassung wird die Augenbewegung in Echtzeit erfasst und der aufnehmende OCT-Strahl entsprechend nachgeführt. Es entstehen beeindruckende OCT-Bilder, selbst bei Augenbewegungen oder Blinzeln. Darüber hinaus legt TruTrack die Grundlage für präzise, automatisierte Folgescans und die dynamische Visualisierung von Pathologien mittels kolokalisierten cSLO- und OCT-Bildern. Dies hilft Ihnen, Ihre tägliche Arbeit effizienter zu gestalten und Patient:innen zu untersuchen, selbst bei kleinen, schwierig zu erkennenden Änderungen im Laufe der Zeit.

MultiColor-Bildgebung – Kontrastreichere Darstellung krankhafter Strukturen

MultiColor kann durch drei simultane Laserwellenlängen  mit unterschiedlichen Eindringtiefen wertvolle Bilddaten über die Beschaffenheit der Netzhautschichten liefern. Dadurch können Strukturen und krankhafte Veränderungen dargestellt werden, welche mit konventioneller Fundusfotografie nicht immer deutlich erkennbar sind. Die monochromatischen Bilder liefern einen Kontrast der GA-Grenzen ähnlich der Fundus-Autofluoreszenz. Ein wissenschaftlicher Artikel von Steffen Schmitz-Valckenberg et al.[2] belegt die hohe Zuverlässigkeit von MultiColor für die Beurteilung von GA. Es bestehe „sehr hohe Inter- und Intragrader-Übereinstimmung bei der Bewertung der GA-Fläche und -Breite (ICC > 0,99 bzw. ICC 0,92-0,973). MultiColor liefere zudem einen besseren Kontrast als CFP, FAF und NIR-FAF für GA-Grenzen und foveale Aussparung.

Fundus Camera image (left) in comparison to MultiColor (right) in GA

Abbildung 4: Funduskamera-Bild (links) im Vergleich zu MultiColor (rechts) bei GA


OCT-Angiografie (OCTA) – Detailgetreue Darstellung feiner Kapillargefäße

Das nicht-invasive SPECTRALIS OCT-Angiografie-Modul bietet hochaufgelöste OCTA-Bilder mit einer lateralen Auflösung von 5,7 μm pro Pixel. In Kombination mit der Präzision des TruTrack Active Eye Tracking ermöglicht dies die detailgetreue Darstellung feiner Kapillargefäße. Ein Vorteil der OCT-Angiografie für die Diagnose von AMD besteht darin, das Vorhanden- bzw. Nichtvorhandensein von  Aderhautkapillaren darstellen zu können. Dies kann die Differentialdiagnose zwischen GA und Atrophien aufgrund anderer Krankheiten unterstützen.

HEYEX 2 – Lösung für Bilddatenmanagement und Geräteintegration

Mit der Softwarelösung HEYEX2 können Bildaufnahmen und weitere Daten der Patient:innen auf einer einzigen Plattform verwaltet und diagnostisch bewertet werden. Trotz wachsendem Patientenvolumen verlieren Sie somit nicht den Überblick. Die Plattform ermöglicht einen komfortablen Zugriff auf die multimultimodalen Bilder aller Heidelberg Engineering Geräte und erlaubt auch die Anbindung an Geräte von Drittanbietern. HEYEX 2 mit Heidelberg AppWay, ermöglicht Ärzt:innen den Zugriff auf ophthalmologische "Apps" von Drittanbietern, die zusätzliche diagnostische Erkenntnisse liefern.

Die auf Cloud-Technologie basierende „Gateway-Lösung“ bietet einen sicheren Arbeitsablauf, der die Stärken der Heidelberg Engineering Bildqualität mit Deep-Learning-Algorithmen etablierter Unternehmen aus dem Bereich künstlicher Intelligenz (KI) verbindet. Nutzer:innen können von Praxis oder Klinik aus OCT-Bilder von SPECTRALIS an Analytics-Anbieter wie RetInSight oder RetinAI senden, um eine detaillierte, KI-gestützte Analyse der Scans zu erhalten. Dies kann neue diagnostische Einblicke gewähren oder Therapieentscheidungen zusätzlich unterstützen. Heidelberg Engineering arbeitet zudem daran, das Angebot an ophthalmologischen Apps durch die Zusammenarbeit mit weiteren Softwareunternehmen stetig zu erweitern.

Leistungsstarke Bildgebungsmodalitäten auf einer Plattform

Die Kombination von blauer Autofluoreszenz, Infrarot- sowie hochaufgelöster OCT-Bildgebung und weiterer Bildgebungsmodalitäten wie MultiColor und OCTA in einem Gerät machen die SPECTRALIS Plattform zu einem optimalen Werkzeug in der Diagnostik und Verlaufskontrolle von AMD. Die bewährten Kerntechnologien des SPECTRALIS (Active Eye Tracking und AutoRescan) unterstützen dabei die punktgenaue Nachverfolgung des Krankheitsverlaufs und schaffen mehr Vergleichbarkeit über Untersuchungen hinweg.

 

[1] Bellmann C, et al: “Fundus autofluorescence imaging compared with different confocal scanning laser ophthalmoscopes”. Br J Ophthalmol. 2003; 87(11):1381-6.
[2]  Schmitz-Valckenberg, S, et al.: „Geographische Atrophie: Differentialdiagnose, Verlauf und aktuelle Therapieansätze“, Z. prakt. Augenheilkd. 35: 275–286 (2014).